Tansania
- Steffi&David
- 23. Feb.
- 4 Min. Lesezeit
Auf der Welt gibt es nicht nur schöne Städte, sondern auch hässliche. Und dann gibt es noch Moshi in Tansania.
Von Nairobi aus ging es für mich mit dem Bus in die viel beworbene „Travelstadt“ am Fuße des höchsten Bergs Afrikas, des Kilimandscharos. „Travelstadt“ wahrscheinlich, weil man hier so schnell wie möglich wieder „wegtraveln“ möchte. Kairo war ja schon ziemlich einfältig, hatte aber zumindest das einzige existierende Weltwunder der Antike zu bieten. Selbst die „Ruhrpottschönheit“ Leverkusen mit seinem berühmt unästhetischen Rialto Boulevard oder Gioia Tauro, das heruntergekommene Drogenumschlagzentrum Kalabriens (beide Städte besuchte ich vor Kurzem) hatten eindeutig mehr Charme.
Die Trendfarbe in Moshi ist braun, immerhin gibt es einen kleinen grünen Park, den aber kein Mensch besucht (liegt wahrscheinlich auch an den kaputten Bänken).
Zudem hörte ich in Kenia vielfach (v.a. von anderen Touristen) die Tansanier seien noch freundlicher und überhaupt sei Tansania noch authentischer und relaxter. Das erlebe ich hier jedenfalls nicht, sondern werde von allen Seiten aufdringlich angesprochen - Hektik pur. Immer die selben Floskeln plus obligatorischem „Hey my Brother- Handshake“, alle wollen etwas von dir, am Ende jedenfalls immer dein Geld.
Schließlich sage ich nach dem achten Verkaufsgespräch zu meinem sicher noch nicht „friend“ Franklin: „Gut ich rede gern mit dir, werde aber weder heute noch irgendwann Geld ausgeben, trotzdem lerne gerne über deine Kultur und ich erzähle dir über meine.“ Als er mir dann nach ein paar Minuten unseres Gesprächs von Adolf Hitler vorschwärmt und welch toller Anführer er gewesen sei, endete aber auch dieses Gespräch ziemlich schnell. Zumindest lauschte er meinen Gegenargumenten noch andächtig. Und nochmal: Ich verstehe, dass es hier auch große Armut gibt und schon klar, dass Touristen eine mögliche Geldquelle sind, aber ich habe es einfach an so vielen vergleichbaren Orten anders erlebt.
Moshi war für mich eine durch und durch unauthentische Erfahrung.
Ganz anders als in Kenia, wo ich das Gefühl hatte, man begegnet sich auf Augenhöhe, ist freundlich und wirklich an dem anderen interessiert, war es in Moshi eher jenes einer Asymmetrie - Stichwort „der reiche Europäer“. Ich hatte den Eindruck, die Menschen interessieren sich gar nicht für mich als Person und ich wusste und weiß immer noch nicht, wie die Leute hier wirklich sind.
Deshalb kann ich Reisende nicht verstehen, die meinen, ein authentisches Erlebnis habe man nur in wenig entwickelten Staaten, wo nichts funktioniert und wo sich noch keine internationalen Konzernketten finden, da seien auch die Menschen noch nicht so „verdorben“. (Mag in vielen Fällen sicherlich auch stimmen). Die Ehrlichkeit der Kenianer habe ich bei den Schauspielern in Moshi jedenfalls vermisst.
Jetzt fragt sich der gelernte Blogkritiker natürlich, warum dieser grantelnde Wahlwiener überhaupt dorthin gefahren ist? Naja erstens hatte ich schon ein bisschen mehr Flair erwartet, zweitens wollte ich den Kilimandscharo sehen und drittens aufgrund der Ausflugsmöglichkeiten. Der höchste Berg Afrikas versteckte sich jedoch drei Tage hinter einer dichten Wolkendecke (nicht umsonst wird er „Shy Mountain“ genannt). Die meisten Ausflüge machte ich dann doch schon in Kenia, immerhin war der zweithöchste Wasserfall Tansanias einen Kurztripp absolut wert.


Abgesehen von Moshi sollte ich in Tansania aber noch viele nette Menschen kennenlernen und authentische Erlebnisse haben. So z.B. bei meinem Aufenthalt in Arusha. Dort war Tennisspielen mit dem sympathischen Richard angesagt, später ging’s zum Billard mit seinen Freunden. Die Stadt selbst hat jetzt auch nicht so viel zu bieten. So ist das Wahrzeichen Arushas ein im Kreisverkehr gelegener ist Clocktower (leider konnte man ihn wegen des Werbeplakats nicht in seiner ganzen Pracht bewundern).



Die African Art Gallerie war aber in jedem Fall einen Besuch wert.
Jetzt aber zu einer wirklich wichtigen Frage: Wo finden Italienerinnen eigentlich ihren Traummann?
Pizzeria, Tinder, Italodisco? Alles neve von gestern. Heute fährt die paarungswillige Ragazza nach Sansibar um ihren Amor zu treffen. Und da wartet schon ihr Göttergatte, der schlanke, gross gewachsene Massai mit Speer auf sie.

So verfallen hier wirklich reihenweise Italienerinnen (manchmal auch andere Nationalitäten) dem Charme der Massai. James erklärt mir beim gemütlichen Mittagessen, dass außer seinem Cousin, der gerade seine Gemüsereispolentapampe in sich reinstopft, alle in Wahrheit gar keine Massai sind, sondern aus Daressalam kommen und sich als Krieger verkleiden. Nicht nur von James, sondern auch bei vielen Gesprächen mit den Massai selbst, bekomme ich zu hören, dass viele Italienierinnen hier eine ganze Woche mit ihnen zusammen sind, sie zum Essen einladen und natürlich auch sonstige Dienste in Anspruch nehmen. So sprechen die Massai meist gut italienisch, englisch nur einige. Ich höre u.a. Geschichten, wo die Liebe noch länger als eine Woche hält, ein Massai z.B. mittlerweile mit zwei Italienerinnen verheiratet ist. Natürlich weiß ich nicht, was ich alles glauben kann, aber die Szenerie, die ich am Strand sehe, gleicht schon sehr einem Hochzeitsbasar. Skurril, aber jedem das seine.

Sansibar selbst war auf jeden Fall eine Reise wert. Der Strand ist echt unglaublich schön, herrliches türkises Wasser, feiner weißer Sand, die Leute gut gelaunt.


Das Geburtshaus von Freddy Mercury, der hier 8 Jahre lebte, nehme ich selbstverständlich auch gerne mit.

Die letzten zwei Tansania Reisetage verbrachte ich in Daressalam, der mit Abstand größten Stadt des Landes. Viel habe ich nicht gesehen, aber eine äußert entspannte Atmosphäre erlebt.
Da ich vielfach keine Anfragen für eine kompakte Zusammenfassung am Ende eines Blogbeitrags bekam, mache ich sie hier erst recht nach Stichworten:
Englischkenntisse der Tansanier: nicht so gut wie jene der Kenianer, aber man kann sich zumeist verständigen.
Internet/ Handy: nicht schlecht, aber nichts für Daytrader und Tiktok Junkies, dafür kommt man endlich mal zum Lesen.
Frauenrechte: „Die Regierungschefin ist eine Frau“ erklärt mir Hashim. „Das sagt doch alles! Wir haben auch viele Ministerinnen“. Aber zufrieden seien die meisten hier nicht mit ihnen. „Ein großes Problem ist die Korruption. Sie ist überall“, meint er. Ich frage ihn nur zum Spaß, ob hier sogar die Enthüllungsjournalisten korrupt sind.
Essen: ziemlich fleischlastig, pampig, aber irgendwie auch gut. Fast alles mit der Hand, bei fettigen Rindfleischschwarten höchste Vorsicht beim Handytippen und Glas heben.
Lieber ein paar Cent mehr ausgeben, günstig ist es bis auf einige Restaurants auf Sansibar sowieso.

Busfahren: chaotisch, aber sehr geil und unschlagbar günstig. Sich auf keine Zwischenhändler einlassen und wenn, dann ihnen einfach nichts bezahlen. Nicht geeignet für Klaustrophobiker, meint Joseph, der mein Knie in seinem Rücken hat und die Haare von Maria bei jedem Windstoß im Gesicht.
Sicherheit: Hakuna Matata, alles easy
Alles in allem war Tansania dann doch eine coole Erfahrung, die ich nicht missen möchte:)
Weiter geht’s ins einzige Land der Welt, das im Englischen einem O beginnt. As-salamu alaykum:)
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