Machu Picchu
- Steffi&David
- 4. Nov. 2024
- 4 Min. Lesezeit

Schaut man sich Ranglisten an, wenn es um die besten Sehenswürdigkeiten der Welt geht, dann ist die Inka Stadt immer ganz weit vorne zu finden. Na klar, da müssen wir auch hin, soll ja wunderschön sein. Wir fliegen von Lima nach Cusco und fahren mit dem Bus und Zug gleich weiter nach Machu Picchu Town. Die Stadt nahe der Inkastadt liegt deutlich niedriger als Cusco und eignet sich gut, um sich an die Höhe zu gewöhnen. Wir stopfen uns mit Ingwertabletten voll, kauen Cocablätter und trinken das bekannte Geheimmittel Muña Tee.

Nach einem anstrengenden Reisetag freuen wir uns aufs Bett, aber halt, wir brauchen ja noch unser Ticket für Machu Picchu. Also stellen wir uns an diesem Mittwoch Abend noch von 21 Uhr bis 23 Uhr an, damit El Jefe Carlos Espinoza ein Foto von unserem Pass machen kann. Am nächsten Morgen Tagwache 4:55, um 5:00 steht David schon wieder am Hauptplatz von Machu Picchu Town (das eigentlich Touristentown heißen müsste), die Schlange ist bereits rekordverdächtig lang.
Warum jetzt gestern dieses Foto, keiner kennt sich aus. Schließlich wird unser Name aufgerufen, allerdings müssen wir uns nochmal weiter hinten anstellen. Sollen wir uns das wirklich noch alles antun? Wir denken an ein fiktives Gespräch, das uns daheim erwartet: „Ah du warst in Peru? Und wie war der Matscho Pitscho? Waas, du warst da gar nicht oben?“
Können wir uns diese Peinlichkeit erlauben? Oder würde es uns in der inoffiziellen Statustabelle sogar nach vorne katapultieren, wenn wir diesen Touristenmainstreamtrampelpfad einfach skippen würden? Aber halt. Es ist doch trotzdem ein heiliger Ort, mit toller landschaftlicher Umgebung. Natur und Spiritualität konterkarieren doch den Kommerz sowieso implizit, oder? Wir harren aus.
Nach insgesamt drei Stunden Warten bekommen wir dann endlich unser Ticket, ähhh Nummernticket. Am Abend dürfen wir uns dann gleich nochmal anstellen, um das echte Ticket zu bekommen!

Als wir dann, nach neuerlichem Anstehen, am Donnerstag um 20 Uhr endlich dran sind, ist die Route 2, die wir laut unserem Guide kaufen sollten, aber schon ausverkauft. Irgendwie sind wir komplett verwirrt. 3 Routen, dann noch a, b, c, Macchu Picchu Town heißt eigentlich Aguas Calientes, Machu Picchu, den Fels selbst, sieht man auf den Postkartenfotos eigentlich gar nicht. Wir kennen uns nicht mehr aus. Mir ist schon alles salchipapa. Gibt’s dort oben eigentlich was zu essen denk ich mir. Wir nehmen Route eins, klingt irgendwie trendiger als drei. Morgen Freitag geht’s dann um 7:30 Uhr los. Also zwei Tage nach dem ersten Mal Anstehen.
Ich fasse zusammen: Wir standen jetzt zwei Stunden an, um mit dem nach zweistündigem Anstehen erworbenen Passfoto, das nach dreistündigem Anstehen erhaltene Nummernticket einzulösen, um anschließend das heilige Ticket für Machu Picchu in unseren eingerosteten Händen zu halten. Ole arriba andale. Ma is des sche.
Ein großes Kompliment übrigens an die kultiviert unaufgeregte Anstehkultur der mehrheitlich dem Süd- Mittel und nordamerikanischen Kontinent zuordnenbaren Machu Picchu Enthusiasten. In Wien würde ein derart langes Anstehen wohl schon nach dem 2. Seidl in der Schlange nach dem Motto „Heast wos geht geht do nix weida“ in eine veritable Massenschlägerei ausufern.
Am nächsten Morgen hieß es dann nochmal eine Stunde Anstehen für den Bus, unser Guide Jesus hielt uns aber mit Stories über Bergwelten und Alltagsgeschichten am Puls.

Schließlich kamen wir oben an und hatten den Anstieg nun schon mit dem Bus erledigt. Der 10 minütige kleine Aufstieg danach, rechtfertigt eigentlich nicht, das mit der Fragestellung irgendwie implizierte „Wart ihr denn schon da OBEN am Machu Picchu“ - Bergsteigen, auch wirklich eines ist, auch wenn es auf manchem Foto so wirkt:) (Natürlich kann man auch zu Fuß rauf gehen und nicht mit dem Bus fahren, wie es aber nur die wenigsten tun).
Machu Picchu selbst war wirklich beeindruckend, vor allem die landschaftliche Schönheit begeisterte uns. Da zahlte sich das 8 stündige Anstehen ja doch noch aus:) Besonders interessant war das ausgeklügelte Bewässerungssystem der Stadt. Dass eine gute Wasserversorgung in Peru nicht selbstverständlich ist, merkten wir z.B. in Lima, wo es in manchen Vierteln nur ein, zwei Stunden Wasser am Tag gibt. Auch in Ascope wartete man jeden zweiten bis dritten Tag mit großen Kanistern auf die Wasserlieferung.
Unser Guide Jesus versorgte uns noch mit Hintergrundinfos, so zum Beispiel, dass Bären während Corona Machu Picchu als Spielwiese benutzten.
Zurück im Ort holten wir uns noch den Machu Picchu Angeber Stempel für den Pass ab und schon ging’s wieder zurück mit dem Panoramazug in Richtung Cusco. Eigentlich wollten wir relaxen, aber das ließ der völlig aus den Häuschen geratene Partyzug samt Inkateufel und Modeschau nur bedingt zu. Den Amis hat`s gefallen, sie tanzten munter mit, David wurde dank ihnen doch nicht zum Tanzen aufgefordert und musste keine akute Innenbandzerrung vortäuschen.

Am nächsten Tag schauten wir uns Cusco an, mit 3400m über dem Meeresspiegel wohl eine der höchstgelegenen Großstädte weltweit. Ein paar Probleme hatten wir schon noch mit der Höhe, aber unser Trainingslager hat sich bezahlt gemacht. Cusco ist wirklich sehr schön, mit einer toll erhaltenen Altstadt und hippen Vierteln. Fragt man Peruaner, vor allem Touristenführer, nach den Highlights der Stadt, so zählen sie dir noch den kleinen, aus Holz geschnitzten Inkatempel im Hof des Hobbygärtners Juan Pizarro im abgelegenen Stadtviertel San Jerónimo auf, bevor sie die majestätische spanische, ich betone spanische Kathedrale am Hauptplatz in Erwägung ziehen. Irgendwie aber auch verständlich, wurde diese doch einfach über einem Inkatempel samt Triumphkapelle errichtet, die wiederum den Sieg der Spanier über die Inka nochmal allen Peruanern unter die Nase reibt.


Unser absolutes Highlight in Cusco sollten wir am letzten Tag unseres Aufenthalts beim Besuch einer Alpakafarm erleben. Dort haben wir neben den gefräßigen Guanakos, den zotteligen Alpakas und den sich Körperflüssigkeiten entledigenden Lamas, vor allem das Kuschelschaf Juanito ins Herz geschlossen:)


Legendär!