Ascope und Lima - Teil2
- Steffi&David
- 25. Okt. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Unterwegs mit einem berühmten Musiker
Cesar verließ die USA vor 15 Jahren, das Heimweh war dann doch zu groß. Er betätigte sich nun auch als Chiropraktiker und Heiler, ohne seine Leidenschaft die Musik zu vernachlässigen. Seine Auftritte als Künstler und Botschafter Perus brachten ihn u.a. nach Moskau, wo er seine jetzige Verlobte Irina kennenlernte. Und wie anders könnte es sein, lebt sie zurzeit auch in den USA und ist ein paar Jährchen jünger als unser fitter 65 jähriger. Die Hochzeit samt Riesenfest in Ascope steht im November an. Wir hoffen für dich Cesar, dass du dein Liebesglück nun gefunden hast.
Ein Credo Cesars ist, dass er allen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen versucht. Als wir bei ihm waren behandelte er einmal den CEO von Perus größter Diamantenfirma und später den Mann seiner Haushälterin, der von der Leiter fiel. Um Letzteren kümmerte er sich zwei Stunden lang und verlangte kein Geld. Ersterem gibt er insgesamt 10 Einheiten, dafür macht ihm dieser nun einen Diamantehering:) Natürlich behandelte Cesar auch uns, wir fanden es sehr gut und freuten über den peruanischen Einfluss der Massage.

Bill Gates hat Cesar übrigens auch schon behandelt, wie er uns erzählte, während er seinen verdünnten Cafe hinunterschlürfte. Dafür wurde er in sein Anwesen geladen, der Behandlungsraum befand sich weit unter dem Wasserspiegel. Die Technologien, die er dort vorfand, seien den unseren anscheinend schon Jahre voraus.
Mittlerweile ist Cesar musikalisch viel auf Hochzeiten, zu unserer Überraschung sogar noch mehr auf Scheidungsparties unterwegs.
Als musikalischer Botschafter Perus reist er viel durch Europa und war auch schon einige Male in Wien, wo er u.a. ein Musikvideo drehte und gerade erst im September ein Konzert im 8. Bezirk veranstaltete. Auch als Chiropraktiker arbeitete er in dieser Zeit in Steffis Praxis.
Zurück in Ascope, wo wir mit Cesar auf dem Weg zur Kirche waren. Von Gemüseverkäuferin Yolanda bis Tuktuk Fahrer Jose, alle kannten und grüßten ihn während unseres Spaziergangs oder spielten spontan seine Songs. Das mit dem Grüßen ist hier aber sowieso üblich, es gehört dazu. Mit uns wollen Peruaner auch manchmal spontan ein Foto machen, wir sehen wohl doch ein bisschen anders aus als die meisten.
Die Leute hier machen einen sympathischen und relaxten Eindruck, ob sie wirklich immer so zufrieden sind, wie Cesar uns erzählt hat, bezweifeln wir ein bisschen.
Die wenigen Arbeitsplätze, die es hier gibt, könnten doch ein wenig auf die Stimmung drücken und die infrastrukturellen Möglichkeiten (im Vergleich zu anderen kleinen Orten Perus) manchmal zu Langeweile führen.
Zumindest war dies unser Eindruck, kann aber auch sein, dass dies nur unsere (etwas überhebliche) mitteleuropäische Sicht war.
Eine Anekdote von früher könnte uns vielleicht ein wenig bestätigen. Cesar wunderte sich nämlich, dass eines Tages immer mehr Kinder vor seinem Haus saßen. Vielleicht dachte er, sie würden seine Aura spüren wollen oder so etwas ähnliches. Als er dann aber sah, dass sie bis tief in die Nacht am Handy zockten, begriff er, dass sie es wohl ausgenutzt hatten, dass er der einzige im Ort mit Internetanschluss war. Das Passwort hatte der kleine Sohn seiner Hausbetreuerin für einen Sol den anderen Kindern verkauft, also für 25 Cent. Damit die Lehrer am nächsten Tag nicht mehr nur schlafenden Schülern gegenübersitzen mussten, änderte er dann schnell das Passwort.
Ein weiterer Spaziergang am nächsten Tag führte Steffi zu Cesars 95- jähriger Tante, die noch immer geistig fit ist. Sie erzählte ihr, dass sie für den nächsten Tag nur noch 2 Sol zum Essen habe, aber Gott ihr immer Hilfe schicke. In diesem Fall eine kleine Spende ihres Neffen:) Auch mit wenig Geld, wirkte Cesars Tante glücklich und zufrieden. Dass sie im hohen Alter noch so viele Dinge wie das Kochen am spartanischen Feuerherd selbst macht, scheint sie fit zu halten.

Während unseres Aufenthalts wurden wir von Cesar auch in die Welt des Schamanismus und der Meditation entführt. Er suchte dafür einen besonderen Ort aus, den Sacred Mountain. Es war eine mehr als beeindruckende Landschaft. Kein Mensch, keine Siedlung weit und breit, ein 360 Grad Blick über die Felder zu den weit entfernten Bergen, gepaart mit absoluter Stille. Ein absolutes Highlight.
Steffi machte eine Meditation mit anschließendem Ayahuasca, Cesar begleitete die Zeremonie mit seiner Trommel, die bis weit ins entfernte Tal hallte.

Für Peruaner ist Ayahuasca eine schamanische Medizin. Sie wird aus einer Liane und Blättern hergestellt. San Pedro, das Steffi ein anderes Mal ausprobierte, ist ebenfalls ein Getränk und wird aus einem Kaktus gewonnen.
Steffi meinte, es war es eine tolle Erfahrung. Wenn sie die Augen zumachte, war sie in einer Welt völlig anderer Dimensionen. Falls man sich entscheidet Ayahuasca zu machen, sollte man sich aber auf jeden Fall in gute Hände begeben und sich bewusst sein, dass viele emotionale Erlebnisse hochkommen können. Wir beide waren überrascht, wie normal sowohl Ayahuasca als auch San Pedro hier für die Leute in Peru sind und wie positiv sie dem gestimmt sind. Überhaupt sind die Peruaner viel spiritueller als in anderen südamerikanischen Ländern, geschweige denn in Europa. Traditionen der Inka oder der Moche werden hier gelebt.
So stellte uns Cesar am letzten Tag auch seine Kultur der Moche, die vor Jahrhunderten in Peru lebten, vor. Wir besuchten das Museum Lady de Cao. 2006 wurde die Herrscherin einer ganzen Epoche hier in der Wüste in einem Tempelkomplex gefunden. Das war eine wahre Sensation. Viele schauten nicht schlecht als sich ihr oberster spiritueller Anführer als Frau entpuppte. Zum Abschluss gab es dann noch eine Segnung von Cesar an diesem heiligen Ort (mit aqua de flores), die so enthusiastisch vorgetragen wurde, dass sich an Davids segnungsunerfahrungen Haut sogar rote Erleuchtungspunkte bildeten. Die dann aber auch schnell wieder verblassten.


Nach sechs Tagen mit Cesar und nachdem wir mit dem Schlafwagenbus wieder zurück nach Lima reisten, war es nun Zeit Abschied zu nehmen. Cesar freute sich nun nach zwei Monaten endlich seine Freundin wiederzusehen. Aufgestylt bis zum letzten Manschettenknopf ging’s für ihn ab zum Flughafen. Für uns am frühen Morgen danach.
Lieber Cesar, es war eine intensive Woche für uns, in der wir viel gelacht, nachgedacht und viele Erfahrungen gesammelt haben. Wir danken dir für deine hilfsbereite Art, dass du uns so viele spannende Dinge gezeigt und erzählt hast und freuen uns dich in Wien mal wiedersehen zu können (vielleicht auch mit deiner Irina:))

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