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Ascope und Lima - Teil 1

  • Autorenbild: Steffi&David
    Steffi&David
  • 23. Okt. 2024
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 26. Okt. 2024


Unterwegs mit einem berühmten Musiker




Gleich eines vorweg: In diesem Artikel werden wir einige Geschichten unseres Reisebegleiters Cesar erzählen, die er uns während unseres Aufenthalts so wiedergegeben hat. Wir würden keine eidesstattliche Erklärung abgeben, dass alle zu 100 Prozent der Wahrheit entsprechen;)- Allerdings kann man einige Dinge mit Hilfe des Internets leicht recherchieren, andererseits haben wir Cesar auch zu so gut wie allem investigativ ausgefragt, es war nicht immer sein Verlangen z.B. über prominente Personen zu erzählen, sondern eher unsere (vor allem Davids) schamlose Neugierde. Dass er seine Geschichten dann sehr gerne erzählte, lässt sich aber auch nicht von der Hand weisen:)


Nach 3 bzw 5 Wochen in Kolumbien ging unsere Reise nach Peru. Wir verbrachten insgesamt drei Tage in Lima. Die Hauptstadt Perus ist eine Megastadt, wenn man durch die ganze Stadt muss, kann dies schon mal Stunden dauern.


Die Altstadt und ein, zwei Viertel sind ganz schön und hipp, der Rest ist eine Mischung aus Verkehr, Nebel und mangelnden architektonischen Begabungen. Das Essen ist allerdings ziemlich gut und preiswert:)

Menu del dia à 15Sol / 3,70€


In der Hauptstadt trafen wir auch unseren  Reisebegleiter Cesar. Steffi kennt ihn durch ihren Arbeitskollegen, der meinte wir sollten unbedingt mit ihm Kontakt aufnehmen. Also taten wir dies schon in Österreich, planten aber eigentlich so gut wie gar nichts, sondern wollten spontan bleiben. Es passte dann gut, dass wir am gleichen Tag wie Cesar in Lima ankamen und er uns anbot in seiner Wohnung mit ihm bleiben zu können. Bill Gates, Shakira und Tracy Chapman hatten wohl keine Zeit. Aerosmith, der Papst und Bill Clinton wurden wohl gar nicht gefragt. Also konnten wir im Reich des Inka Sons verweilen. 


Wer ist dieser geheimnisvolle Cesar nun? Auf jeden Fall kein Mensch wie jeder andere. Auf Cesars Visitenkarte müsste wohl stehen: Musiker, Komponist, Schauspieler, Chiropraktiker, Reiseleiter, Schamane, Heiler und Botschafter Perus. Wir haben Cesar vor allem als fürsorglichen, lustigen, manchmal getriebenen Menschen kennengelernt, der eine besondere Gabe hat, Geschichten des Lebens, äh seines Lebens:), zu erzählen.


Dass Cesar manchmal auch einen Gewissen Hang zum Narzissmus hat, dafür brauchten wir nicht erst die Bestätigung eines offiziellen Gefängnisgutachtens. Dafür genügte es in seinen Wohnungen die Eingangstüre aufzumachen. 

    Ascope


Lima


Cesar lud uns in seinen Heimatort Ascope im Norden Perus ein. Also machten wir uns im bequemen Nachtbus auf den Weg, den Sitz konnten man mit ein, zwei Hangriffen zu einem Bett verwandeln.

Da machte das Busfahren sogar Spaß. Ascope ist ein beschaulicher Ort, ziemlich abgelegen und von malerischer Landschaft umgeben. Touristen sind hier so rar wie Moskitos auf Island (soll der einzige Staat der Erde sein, in dem es keine gibt). 


Cesar zeigte uns am ersten Tag gleich wo er aufwuchs. Das Bambushaus, das hier stand, fiel aber schon längst den Bulldozern zum Opfer.



In diesem Gebiet regieren seit Jahrzehnten große Zuckerrohrkonzerne, denen es nichts ausmachte einen ganzen Ortsteil niederzureissen. Laut Cesar, hatten die Leute früher viele verschiedene Pflanzen angebaut, heute bekommen wir nur noch große Zuckerrohrplantagen zu sehen. Landgrabbing im großen Stil, die Regierung lässt sich korrumpieren, die Leidtragenden sind wie so oft die einfachen Leute.





Cesars Vater war der erste, der sich gegen die miserablen Zustände der Arbeiter damals auflehnte und zumindest dafür sorgte, dass es keine Peitschenhiebe mehr gab.



Einer, der sich auch widersetzte war Cesars liebenswerter Cousin, der noch immer hier lebt und auf dessen Grund regelmäßig nicht ganz so sympathische Wettkämpfe mit tödlichem Ausgang ausgetragen werden. Mit Stolz zeigt er uns seine Kampfhähne und die dazugehörige Arena. Unser Geschmack ist es eher nicht:)







Cesar erzählt uns über seine Kindheit, dass es mit 13 jüngeren Geschwistern nicht immer leicht war. Als er wenige Monate alt war, bekam seine Mutter eine schwere Infektion und er konnte nicht mehr gestillt werden. Deshalb trank er bei einem Esel, weshalb er auch dessen Spitznamen bekam.




Er war viel bei seinem Großvater, der ihn früh in spirituellen Dingen schulte. Laut Cesar wurde er unvorstellbare 116 Jahre alt. Naja, wir glauben ihm mal:) 




Cesar wollte unbedingt seine Familie unterstützen und beschloss in die USA auszuwandern. Im sechsten Versuch schaffte er es, im Gegensatz zu anderen, die zurückgeschickt oder sogar erschossen wurden, über die Grenze von Mexiko in die Vereinigten Staaten zu gelangen. In den USA hielt er sich mit „construction work“ und Tanzjobs über Wasser.

Das befriedigte ihn nicht wirklich, so lernte er autodidaktisch mehrere Instrumente, vor allem das Spielen der Panflöte und versuchte sich in seiner neuen Heimat Boston als Straßenmusiker. Schon bald wurde er von Latinoclubs engagiert und hatte im Laufe der Zeit immer mehr Auftritte.


Cesar war ein absoluter Workaholic und ist es eigentlich bis heute. Er gründete die Band Inka Son, die eigentlich Inka Sol heißen sollte, aber die auftraggebende Firma hatte versehentlich 1000 Flyer mit dem Namen Inka Son gedruckt. Als Cesar seinem Freund sein Leid klagte, meinte dieser, dass Inka Son doch viel besser sei. „Inka Son, der Repräsentant der Inkas auf Erden, das muss "er" sein“.


Er behielt den Namen. Und er hatte nun viele Auftritte in Schulen, vorwiegend war es aber nicht die Musik, die die Schüler begeisterte, sondern die Geschichte Perus und die Geschichte eines lateinamerikanischen Einwanderers, wie er sie in noch gebrochenem Englisch erzählte. Immer mehr Schulen und Clubs buchten ihn nun und verhalfen ihm zum Durchbruch, den er endgültig mit seinen aufgenommen Alben schaffte.

Die Andenklänge des Botschafter Perus wurden nun landesweit bekannt. So bekam er Auftritte vor der UNESCO, Olympischen Spielen, Fußball Weltmeisterschaften, vor Bill Clinton oder dem Papst. Er gewann zahlreiche Preise wie z.B jenen für den besten ausländischen Künstler Perus. Auftritte mit Tracy Chapman, den Eagles oder der jungen Shakira folgten. Seine Version von El Condor Paso ist wohl sein größter Song.

Auch als Schauspieler betätigte er sich in zahlreichen Filmen.



El Condor Paso Video-Inka Son


Cesar mit Jimmy Carter (feierte heuer übrigens seinen 100. Geburtstag)


Cesar mit Ed Sheeran


So viel Glück wie als Künstler hatte Cesar bei Frauen nicht, wie er uns bei einem ausgedehnten Frühstück erzählte.

Insgesamt war er drei Mal verheiratet, 3 Mal verließen ihn seine Frauen aus unterschiedlichen Gründen. Seine erste Frau, weil sich ihr Vater, ein gewichtiger Mann im Pentagon gegen ihn auflehnte.

Seine dritte Frau brachte Cesar mit einer Intrige sogar ins Gefängnis. Cesars Stiefvater war ein Schweizer Bankenchef und Milliardär und wollte keinen Latino mehr in seiner Familie. Das Leben im Gefängnis in einer kleinen Dunkelkammer war die Hölle, machte Cesar aber auch stark, so teilt er uns heute mit.

Den danach folgenden humaneren Gefängnisaufenthalt beschreibt Cesar als healing-school, dort behandelte er viele andere Insassen.

Im Gefängnis bekam er zahlreiche aufmunternde Briefe, u.a. von Aerosmith, die auch in Bosten lebten.

Frei kam er schließlich durch seinen Freund, den peruanischen Botschafter in Washington, der erst jetzt davon Wind bekam. Für Cesar war die Zeit im Gefängnis sicherlich prägend, Angst kenne er nun nicht mehr wirklich, stark halfen ihm dabei seine Meditationstechniken, meint er.

Die Chancen, die einem das Leben bringt versucht er seit damals zu nutzen. 



Bei seinen Erzählungen sparte Cesar auch nicht mit Kritik an den USA, deren Imperialismus ihm zuwider ist, deren Korruption und Macht der Mächtigen er anprangert. Dass er, obwohl er die USA für so viel kritisiert, dennoch dort blieb, verwunderte uns ein bisschen.

Er hätte doch zumindest erwähnen können, dass ihm das Land so einiges ermöglichte. Dass er dennoch blieb, hatte aber vor allem damit zu tun, dass seine mittlerweile vier Kinder im Land waren.

Über lange Zeit konnte er sie allerdings nur ganz wenig sehen, auch heute hat er mit ihnen eher nur über WhatsApp Kontakt, Dieser Umstand bereitet im grosse Schmerzen und manchmal schlaflose Nächte.

Seine grosse Hoffnung ist es, sie bald wieder in den Arm nehmen zu können. Da ihm seine Kinder ein Leben lang abgingen, scheint er sich nun in Ascope umso mehr zu engagieren und veranstaltet zum Beispiel ein großes Weihnachtsfest mit Geschenken für Kinder.

Er erzählte uns auch, dass er durch die Augen jener Kinder oft seine eigenen sieht.


Schon 1993 spendete er ihnen einen Spielplatz, der heute farbenfroh erstrahlt und auf dem ein Gemälde von ihm zu sehen ist. 



......Teil 2 folgt




 
 
 

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